Du machst ganz diszipliniert dein Fitnesstraining? Du treibst Sport, aber eigentlich hast du gar keine Lust dazu? Du zwingst dich ins Fitnessstudio, oder zum Jogging – aber so richtig Spaß macht dir das nicht?
Lass dir gesagt sein: Höre lieber gleich auf!
Denn wirklich fit wirst du so ohnehin nicht. Und glücklich erst recht nicht.
Löse dich von der Idee, dass du zwanghaft und „um jeden Preis“ fit werden musst, um…. ja warum eigentlich? Ewig zu leben? Gesund zu sterben? Deinen Traumpartner zu finden? Endlich glücklich zu sein, weil du dann deinen Traumbody hast?
Das wird nicht funktionieren.
Wenn du aus den falschen Motiven heraus trainierst und eine gänzlich ungesunde Auffassung von deinem eigenen Körper hast, wirst du unglücklich bleiben.
Fitness beginnt nicht mit Disziplin und kurzfristiger Motivation. Fitness beginnt mit der richtigen Einstellung dir und deinem Körper gegenüber.
Der Körper ist zum Aushängeschild einer selbstdisziplinierten Person geworden. Wenn du trainiert aussiehst, deinen Körper scheinbar unter Kontrolle hast, dann wird dir auch die Kontrolle über dein restliches Leben zugetraut.
Doch mit zwanghafter Disziplin lässt sich keine richtige Fitness erreichen. Denn du bist nicht fit, wenn du dein Lebensglück von deinem Körper abhängig machst.
Mit Disziplin verschiebst du deine Zufriedenheit immer weiter in die Zukunft: „Jetzt die Zähne zusammenbeißen, damit die Zukunft besser wird. Dann habe ich endlich den Körper, den ich haben möchte. Dann bin ich endlich attraktiv, gesund, stark und fit.“
Allerdings wird der Moment nie kommen. Der Körper wird nie „fertig“ sein, nie stark, gesund und attraktiv genug.
Oder glaubst du wirklich, dass jemals der Moment eintreffen wird, an dem du sämtliche Disziplin aufgeben kannst? Das dein verspanntes Gesicht plötzlich in ein zufriedenes Lächeln übergeht?
Selbst wenn du irgendwann deinen Traumbody hättest, ein Six-Pack, ein Knackpo, eine schlanke Figur, oder was auch immer du dir wünschst: Dann wirst du mit harter Disziplin weiterarbeiten müssen – denn du willst ja deinen Traumkörper nicht verlieren. Du bekommst Verlustängste.
Also: Zähne zusammenbeißen und durch. Mit viel Disziplin und ohne Lächeln auf dem Gesicht.
Willkommen in der Selbstdisziplinierungshölle.
Aber woher stammt der Erfolg von Leuten, die Disziplin als Allheilmittel ansehen?
Womöglich daher, weil du dich zunächst gut fühlst, wenn du diszipliniert bist. Du fühlst dich erst einmal besser, weil du glaubst etwas geschafft zu haben.
Du hattest keine Lust, warst aber trotzdem im Fitnessstudio. Es regnet und du warst trotzdem laufen.
Zudem fühlt es sich hervorragend an, wenn du etwas von deiner „To-Do-Liste“ streichen kannst. Es gibt dir einen kleinen Kick, weil du dich doch noch motiviert hast. Erfolgreiches Handeln fühlt sich gut an, weil dich dein Hirn mit Dopamin, dem „Feel-Good-Neurotransmitter“, belohnt.
Das gleiche gilt, wenn du dir ein Ziel setzt: „Jede Woche ein halbes Kilo weniger.“, oder „am Marathon in 6 Monaten teilnehmen“. Ziele setzen gibt dir ebenfalls einen kleinen Dopamin-Kick.
Damit wir uns richtig verstehen: Sich Ziele setzen kann manchmal auch gut sein. Und manchmal ist auch ein wenig Disziplin nötig, um dem Fernseher am Feierabend zu trotzen und doch noch zu trainieren. Klar, das steht außer Frage.
Aber wenn du immer wieder Disziplin aufbringen musst, wenn du dich immer wieder erneut motivieren musst – dann hältst du an der falschen Strategie fest.
Denn ein Fitnesszwang macht nicht glücklich.
Wenn dir Fitness einfach keinen Spaß macht, du dich aber dazu zwingst, weil du besser aussehen willst, weil du dich endlich besser fühlen willst, dann setzt du deine ganze Hoffnung auf eine Zukunft – die möglicherweise nie eintreten wird.
Und genau genommen begründet sich dein Fitnesszwang nicht in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, in der du schlanker bist, mehr Muskeln hast oder endlich fit bist, sondern aus einer Angst und einem Unbehagen in der Gegenwart heraus:
- Angst, dass dein Körper nicht „ideal“ ist,
- Angst vor einer zukünftigen Krankheit,
- Angst, dass du nicht attraktiv genug bist,
- Angst, dass du nicht genug Muskeln hast und deshalb nicht ernst genommen wirst.
Was es auch immer sein mag, du empfindest dich oder deinen Körper in der Gegenwart als mangelhaft und zwingst dich deshalb zur Fitness.
Je mehr du aber dein Glück in eine ferne, trügerische Zukunft verlegst, desto mehr wirst du jetzt, in der Gegenwart, unglücklich sein.
Und die einzige Zeit in der wir leben ist die Gegenwart.
Willst du also unglücklich sein und bleiben?
Ich glaube, es war der Philosoph und Schriftsteller Alain de Botton, der bemerkte, dass das einzige Problem beim Reisen darin besteht, dass man immer mit sich selbst reist. Auch auf deiner Fitnessreise bist du selbst immer dabei.
Du kannst vor deinen Ängsten in der Gegenwart nicht in eine unbekannte Zukunft fliehen. Du bist die Person, die morgen wieder aufs Laufband steigt, die Gewichte hebt, die Diät einhalten muss. Die sich zähneknirschend wieder selbst disziplinieren muss. Und übermorgen, und überübermorgen…
Die glorreiche Zukunft wird nicht kommen, du bist immer in der Gegenwart.
Der erste Schritt aus dem Fitnesszwang besteht darin, dass du anerkennst, dass dein Problem nicht in einer ferner Zukunft gelöst werden kann.
Dein Problem liegt in der Gegenwart. Im Hier und Jetzt.
Es ist deine Einstellung dir selbst und deinem Körper gegenüber.
Du hast keinen Mangel, wenn du ein paar Pfunde zu viel besitzt. Du hast keinen Mangel, wenn du nicht so muskulös bist, wie du glaubst, dass du sein müsstest. Du hast keinen Mangel, weil dein Körper so ist, wie er ist.
Gehe einmal ins Schwimmbad oder an den Strand. Dort siehst du alle möglichen Erscheinungsformen des Körpers. Und das ist auch normal und gut so. Das sind keine Mangelwesen, weil sie keinen selbstdisziplinierten Körper aufweisen. Das sind einfach Menschen. So wie du auch.
Wenn du das erst einmal akzeptierst, wenn du deinen Körper so akzeptierst, wie er ist, dann können wir nochmal über Fitness reden. Aber gänzlich ohne Disziplin.
Wenn ich mich so im Fitnessstudio umschaue sehe ich überall versteinerte Gesichter. Hart an sich selbst arbeitende Menschen. Leider haben die meisten überhaupt keinen Spaß an der Sache. Kein Lächeln im Gesicht, keine Freude an dem was sie da machen.
Und wir sprechen hier nicht von Leistungssportlern, bei denen viel aufs Spiel steht. Deren Job es ist, diszipliniert zu sein.
Nein, es sind Leute, die sich in ihrer Freizeit quasi freiwillig auspeitschen – um in einer fernen Zukunft vielleicht glücklich zu sein. Vielleicht.
So sollte Fitness nicht aussehen.
Deine Fitnessreise sollte an einem Ort der Akzeptanz beginnen. Und von einer Freude an Bewegung aus. Denn Bewegung bedeutet Leben.
Stattdessen sehen wir fast nur Fitnesszombies in den Studios. Sie strampeln sich ab, reißen Gewichte, als ob sie ihren Körper beweisen müssten, dass sie das letzte Wort haben.
Wenn du deinen Körper knechtest und schindest, wird er dir nicht mit Fitness danken. Er wird dir mit Verletzungen, Burn-Out und Depressionen antworten.
Selbstakzeptanz ist dagegen der richtige Weg zur Fitness. Und zwar von Beginn an.
Und dabei sollte es egal sein, wo die Reise hingeht. Ob du nun wirklich deine „Traumfigur“ bekommst, oder nicht.
Es kommt in erster Linie nicht darauf an, ob sich dein Körper ändert, sondern ob du dich änderst.
Diese Zielvernarrtheit und der ständige Optimierungswahn fördern nur eine hohle Selbstsucht und Selbstdisziplin, die dich unglücklich zurücklässt. In einer Gegenwart ohne Spaß, in einem Körper, den du nicht magst.
Du kannst dich weiterhin lustlos disziplinieren, deinen Körper unterwerfen, als sei er dein Sklave. In der Hoffnung, dass er dir irgendwann gehorcht.
Oder du machst Fitness, in dem du dich und deinen Körper achtest. Dich so annimmst wie du jetzt gerade bist. Ohne Erwartungshaltung und Ego, dafür aber mit Spaß an der Bewegung. Jetzt, in der Gegenwart.
Lass die Fitnesszombies sich doch weiter verausgaben und nach dem nächsten „Trick“ suchen, wie sie „Schlank werden in 6 Tagen“ oder ein „Six-Pack in 6 Wochen“ bekommen. Zähneknirschend die schwere Hantel stemmen, bis es nicht mehr geht. Ausgepowert und hechelnd den nächsten Kilometer joggen.
Manche werden es nie verstehen.
Und kein Trainer der Welt kann dir dabei helfen es zu verstehen. Kein neuer Trainingsplan, keine neue Fitness-App und kein fancy Fitnessstudio mit DJ oder Sauna. Denn alles findet in deinem Kopf statt.
Du musst dich selbst von dem Fitnesszwang lösen. Von deiner Ansicht, dass dein Körper mangelhaft sei. Das dir Bewegung keinen Spaß machen kann und keine Freude bringt.
Und zunächst auch von deinen obskuren Fitnesszielen. Denn wenn du trainierst, nur damit du schlank, stark und sexy auf andere wirkst, machst du dein Glück von Umständen abhängig, die nicht in deiner Gewalt stehen. Die nichts mit dir selbst zu tun haben.
Der Körper ist eben nicht unendlich formbar und es gibt keine Garantie darauf, dass du nur „hart trainieren“ musst, damit du endlich deinen Traumkörper besitzt. Für viele ist das schwer zu akzeptieren.
Wenn du also keine Lust auf Fitness hast, dann zwinge dich nicht dazu. Höre auf damit deinen Körper „besiegen“ zu wollen, dich selbst zu disziplinieren. Das bringt nichts.
Erst wenn du deinen Körper so akzeptierst wie er jetzt ist, kann richtige Fitness beginnen. Wenn du verstehst, dass dein Körper nicht „mangelhaft“ ist, weil er nicht so aussieht, wie die Körper, die du auf Instagram und Co. siehst.
Sei kein Fitnesszombie, finde neuen Spaß an Bewegung. Und zwar ganz ohne Zwang. Ohne das du damit ein Ziel verfolgst. Ohne zu erwarten, dass du bald einen Traumkörper haben wirst, das Gewicht purzeln siehst, oder aussiehst wie Arnold.
„Aber wie?“, fragst du dich jetzt vielleicht. „Wie kann ich mich motivieren, wenn ich doch keine Lust auf Sport habe?“
Wenn du immer wieder „Motivation“ benötigst, dann machst du noch immer denselben Fehler. Du nötigst dich selbst zur Fitness.
Es gibt Bodybuilder, die gehen ins Fitnessstudio, weil sie einfach Spaß am Gewichtheben haben. Sie brauchen nicht immer wieder neue „Motivation“. Sie gehen einfach.
Es gibt Läufer, die gerne joggen. Sie haben einfach Spaß daran zu laufen. Auch sie brauchen keine „Motivation“. Selbst bei schlechtem Wetter schnüren sie ihre Laufschuhe und gehen hinaus.
Warum haben diese Bodybuilder und Läufer Spaß an Sport und du nicht?
Sie würden dir wahrscheinlich antworten, weil sie das Gefühl beim Training mögen. Und hinterher. Sie fühlen sich einfach besser, wenn sie Sport machen.
Mit anderen Worten: Sie haben einen gänzlich anderen Bezug zu ihrem Körper als du.
Aber warum ist die Körperwahrnehmung von Leuten, die Spaß an Sport haben, eine andere?
Wenn du dich andauernd zum Sport zwingst, obwohl du keine Lust hast, dann siehst du deinen Körper als Objekt an. Etwas, was du in die Schranken weisen musst.
Dabei bist du doch dein Körper! Du bist nichts anderes. Wenn du deinen Körper jetzt nicht magst und akzeptierst, dann magst und akzeptierst du dich selbst gerade nicht.
Der Körper ist kein Ding, das du zu mehr Fitness zwingen kannst.
Wer sich immer wieder mit Disziplin zum Training zwingt, entfernt sich immer weiter von dem eigenen Körper. Und damit von sich selbst.
Diese Dissoziation führt dazu, dass du erst gar nicht spürst, ob dir ein Training gut tut, oder nicht. Wie sollst du da Spaß an Bewegung entwickeln?
Anstatt dich vom eigenen Körper zu entfernen, musst du deine Körperwahrnehmung neu lernen. Bringe deine Aufmerksamkeit zurück zum Körper.
Spüre die unmittelbare Verbindung zum eigenen Körper. Und zwar ohne Ziel, und ohne sie zu bewerten.
Ich spreche hier nicht von „spiritueller Erleuchtung“ oder esoterischem Blödsinn, sondern von Embodiment, der Verbindung deines Körpers mit dem Hirn.
Entdecke den Spaß an Bewegung für dich neu, indem du die unmittelbare Aufmerksamkeit auf deinen Körper lenkst. Schnell wirst du merken, was dir guttut und was nicht.
Und denke daran, dass Fitness nicht heißt, dass du:
- jeden Tag 10000 Schritte gehen musst
- mit schweren Gewichten trainieren sollst
- dich anstrengen musst, bis du nicht mehr kannst
- hochintensiv trainieren musst
- immer außerhalb der Komfortzone trainieren musst
Fitness kann auch bedeuten, dass du deine Körpersignale verstehst und danach handelst. Ohne Zwang und in der Gegenwart.
So wirst du auch irgendwann sagen: „Ich mache Sport, weil es mir Spaß macht. Weil ich das Körpergefühl mag. Und weil ich mich dann einfach besser und glücklicher fühle.“
Interessanter Beitrag. Aber es geht wirklich und auch dauerhaft sich zu etwas zwingen. Wieviele Leute gehen jeden Tag zu arbeit obwohl sie keine Lust auf die Arbeit, die Tätigkeit, den Vorgesetzten haben. Leider kann man nicht immer das tun was Spaß macht.
Mein Beispiel:
ich habe über 20kg in 1,5 Jahren abgenommen durch hartes Training (5 Tage die Woche: Krafttraining und Ausdauertraining im Fitnessstudio und noch Joggen) und Verzicht auf Zucker (alles über 5% je 100gr.). Ich zwinge mich jedes Mal. Ich schinde meinen Körper bis zur Erschöpfung. Der Lohn ist das Glück die Erfolge zu sehen, die vielen Komplimente die ich bekomme, die Zahl auf der Waage, die neue Kleidergröße (von XL auf S). All das ist die Mühe wert, auch wenn es jedesmal eine Totur ist. Und ich weiss das ich das wohl ein Leben lang machen muss und ich viel Zeit dafür opfere. Es ist es wert. Mein Ziel ist noch nicht erreicht, obwohl ich schon längst den richtigen BMI erreicht habe, aber noch nicht erreicht für mich. Erst wenn die Wampe am Bauch komplett weg ist habe ich mein Ziel erreicht und es gilt dieses ein Leben lang zu halten. LG Markus, 48